Das Märchen vom einsamen Auge

Es war einmal ein einzelnes Auge. Außer ihm, war nichts da. Das Auge schaute und schaute sich um, es gab aber gar nichts zu sehen, …. weil einfach nichts da war.

Leider konnte das Auge sich auch nicht selbst anschauen, das ging einfach nicht. So starrte es einfach vor sich hin und sah … nichts.

Da kam ihm plötzlich die Idee, es könnte sich doch einen Spiegel vorstellen und sich dann selbst sehen. Das Auge war ganz aufgeregt und stellte sich einfach ein Spiegelbild vor.

Plötzlich erblickte es einen Spiegel vor sich, den hat es sich unmittelbar vorgestellt. Und das Auge staunte nicht schlecht, was es da sah. Es beobachtete ganz genau, sah sich alles an, und bewunderte sich voller Stolz. “Wow, bin ich schön”, sagte das Auge.

Als es sich bewegte, war es ganz überwältigt, was da noch alles sichtbar war. Das Auge konnte fast um sich herum gucken. Und wenn es sich jetzt noch weitere Spiegel vorstellte, dann würde es immer mehr sehen. So platzierte das Auge immer mehr Spiegel vor sich und es entstand ein buntes Spiegelkabinett mit unglaublich vielen, neuen Formen und Farben. Das Licht brach sich in den Spiegeln tausendfach. Haufenweise gab es Erscheinungen zu bewundern. “Du bist ja was Besonderes”, sagte das Auge zu einem Erscheinungsbild, welches ihm wie ein ganz fremdes Auge vorkam. Es entstand eine ganze Welt an Gestalten und Figuren, an Erscheinungen, die sich alle ganz alleine zu bewegen schienen.

Das Auge lachte und freute sich, spielte mit vielen von den Erscheinungen, liebte sie, wie sich selbst und konnte schlicht nicht genug bekommen. Es wurden immer mehr Formen, ein unüberschaubare Zahl von wunderbaren Imaginationen, die es alle zu erforschen galt. Es spielte ohne Unterlass, und vergaß sich dabei selbst.

Irgendwann kannte sich das Auge nicht mehr aus, was das alles war, wo das alles herkam.

Nach einer endlosen Ewigkeit war das Auge müde. Es hielt inne und schaute sich um. “Was ist das alles?”.
“Wer bin ich?”, fragte sich das Auge.

Das Auge hatte sich vergessen, blickte in die Welt, und wusste nicht mehr, wo das alles herkam.

Da sprach eine Erscheinung zu ihm, die sehr weise aussah.
“Liebes Auge, all diese Erscheinungen bist Du.
Du bist alles.”

Das konnte das Auge nun wirklich nicht glauben.

[und jetzt fragst Du Dich, liebe/r LeserIn, wer hat diese Geschichte geschrieben?
naja,….. Du natürlich,….. wer denn sonst?]

Axel Schulz

Autor, Coach, Seminarleiter, Fotograf, und meistens einfach nur Mensch.

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