Die spirituelle Karotte

Es gibt viel zu lernen und wenn Du genau hinschaust, auch einiges an Dir zu verbessern. – So wird es in unterschiedlichsten Kanälen und Social Media pausenlos propagiert. Lasse los, werde frei, liebe Dich selbst, kümmere Dich um Deine Work-Life-Balance, lebe Deine wahre Weiblichkeit, werde ein richtiger Mann oder erreiche gleich die totale Erleuchtung.

Ein buntes Potpourri von Versprechen baumelt vor Deiner Nase wie eine verlockende Karotte. Was da versprochen wird, willst Du auch haben, was dieser oder jene erreichte, das kannst Du auch schaffen. Du zappst von einer Online-Konferenz zur nächsten, rennst von einem Angebot zum nächsten, egal ob Youtube-Channeling, astrologische Voraussagen, Detoxing Deiner Beziehungen,…. die Liste ist endlos.

Immer auf der Suche nach ein bisschen Glück spürst Du gleichzeitig eine gewisse Unzufriedenheit und bemerkst irgendwann Deine Verwirrung, bei all den wunderbaren Angeboten. Was ist der richtige Weg, was soll ich tun, lösen, befreien, transformieren?
Ja, es hört nie auf. Nie!
Also doch alles radikal erlauben oder erst mein Selbst realisieren?

Warum bewundern wir immer wieder die Lebendigkeit, Leichtigkeit und Freude bei Kindern?

Weil Kinder einfach sind.

Da ist kein besser werden müssen. Da gibt es keinen Plan oder ein “auf dem Weg” sein. Kinder leben, lieben, lachen und vieles mehr. Einfach so. Bedingungslos im Augenblick. Wahrhaftig im Hier und Jetzt.

All die Methoden, Philosophien, Praktiken sind wirklich nicht schlecht, viele davon sogar richtig gut. Doch in den meisten Fällen geht es darum, etwas zu werden, anders als jetzt zu sein. Das Gewünschte (oft ein besserer Mensch zu sein) liegt immer in der Zukunft.

Und: man kann sicher noch eine Weile der spirituellen Karotte hinterherlaufen. Da ist nichts schlecht dran.

Aber wenn Du merkst, dass es nicht wirklich etwas bringt, dann lasse es einfach bleiben (und wenn auch nur für eine gewisse Zeit). Mache nur das, was Du willst. Ja, das kann natürlich auch ein altes, unvorteilhaftes Muster sein (wie das oft zitierte Beispiel mit der Chipstüte auf der Couch). Doch sei mal ehrlich, kennst Du jemanden in Deinem Freundeskreis, der das dauerhaft macht?

Die Impulse kommen von ganz allein. Lebendigkeit ist Dir eigen und näher als Deine Nase.
Nur (falls es Dir möglich ist) lass die Karotte von bunten Versprechen einfach da baumeln, wo sie ist (sie stört ja keinen).

Axel Schulz

Autor, Coach, Seminarleiter, Fotograf, und meistens einfach nur Mensch.

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